Die Weihnachtszeit und insbesondere die Weihnachtstage rund um den Heiligabend sind schon so eine Sache für sich. Nach vielen schönen, feierlichen Jahren im Kreise der Familie, war uns als Pärchen ohne Kinder schon lange nach mehr Intimität und einfach mal Abschalten in einem anderen Umfeld. Vielleicht in Verbindung mit einem kleinen Abenteuer in einer für uns noch fremden Stadt. Da wir bei unseren Städtereisen bislang den Osten sträflich vernachlässigt hatten und wir auch das Budget etwas im Auge behalten wollten, entschieden wir uns 2018 für Prag, die „Goldene Stadt der hundert Türme“ in Tschechien.
Die Anreise nach Prag: Flug und Hotel
Wir sind kurz vor Weihnachten mit Eurowings bequem und unkompliziert von Köln nach Prag geflogen. Ab 34,99 Euro fliegt die Linie regelmäßig in die Heimat von Karel Gott und Kafka. Wer früh genug bucht, kann auch an den heißbegehrten Feiertagen noch gute Angebote bekommen. Der Flughafen Ruzyne liegt gut 15 Kilometer außerhalb der Hauptstadt Tschechiens.Man kann schon für fünf Euro mit dem Minibus in die Innenstadt fahren. Bei den Taxis sollte man nur seriöse Dienste in Anspruch nehmen, denn wie in vielen östlichen Metropolen gibt es auch hier eine Art Taximafia, die teils deftige Preise verlangt. Bei seriösen Diensten kann man vorab pauschal bezahlen – auch hier sind die Kosten von ca. 25 Euro noch moderat. Kurioses Multitasking: Unser Taxifahrer ließ während der Fahrt auf seinem festgeschnallten iPad tschechische Märchenfilme laufen.
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Dennoch kamen wir sicher im Prager Motel One an, das erst Ende 2014 eröffnet wurde. Wir mögen die unkomplizierte Budgetkette ganz besonders, denn der Service ist freundlich und schnell, die Zimmer modern und trotz der übersichtlichen Größe sehr komfortabel. Besonders lobenswert ist die Doppelverglasung der Fenster. So sind auch Zimmer zur Straße raus sehr ruhig. Schon beim Eintreten in die Lobby wird man in jedem Motel One durch das lokale Design begrüßt.
Moderne Innenarchitektur trifft auf Barock: Handgefertigte Marionetten, die an die Puppenspieler- und Theatertradition Prags erinnern, Lüster aus böhmischen Kristallglas an der Bar und natürlich die goldenen Lampen hießen uns willkommen.
Karte und zentrale Hotels in Prag
Hier findet Ihr eine Auswahl von zentralen Hotels in Prag:
Booking.comDie Prager Innenstadt und die Weihnachtsmärkte
Eigentlich braucht man für das Erkunden der Innenstadt überhaupt keine Tickets für Bus oder Straßenbahnen, die es für Fußfaule natürlich auch gibt. Als echte Urban Hiker erkundeten wir das Zentrum und auch die anderen Sehenswürdigkeiten rundherum zu Fuß. Das Motel One liegt in der Nähe des Pulverturms auf der östlichen, Altstädter Seite der Moldau. Der spätgotische Turm war Teil der Stadtmauer und ist weithin sichtbar ein guter Wegweiser. Schon in der Nähe des Pulverturms tummeln sich überall kleinere bis mittelgroße Weihnachtsmärkte, die einen sofort in die richtige Stimmung kommen lassen.
Und echte Weihnachtsmarktjunkies dürfen sich in Prag über eine verlängerte Saison freuen, denn hier haben die Buden bis zum 6. Januar auf, wenn in Deutschland die Schotten längst wieder dicht sind.
Besonders feierlich, wenn auch teilweise etwas überlaufen, war die weihnachtliche Stimmung an folgenden Plätzen:
- Altstädter Ring (Staroměstské náměstí)
- Wenzelsplatz (Václavské náměstí)
- Platz der Republik (Náměstí Republiky)
- Platz des Friedens (Náměstí Míru)
- Tylovo-Platz (Tylovo náměstí)
Tipp: Probiert Trdelník – Das “Prager HüftGold”
Naschkatzen sollten sich auf „Prager Hüftgold“ gefasst machen, denn die Köstlichkeiten der Weihnachtsmärkte sind logischerweise reichhaltig. An jeder Ecke gibt es zum Beispiel Trdelník. Der Duft des knusprigen Zucker-Zimt-Baumkuchens weht durch die ganze Stadt. Abgerundet mit gehackten Walnüssen oder mächtig aufgefüllt mit Schoko, Erbeeren oder Sahne – das Zeug macht süchtig. Dabei ist die angepriesene „gute, alte Tradition“ des Baumkuchens verpackt mit Verkäuferinnen in Trachten nur ein hübscher Marketinggag für die Touristen. Das Gebäck stammt nämlich ursprünglich aus der Slowakei und stand insbesondere in den mageren kommunistischen Jahren nicht auf dem Speisezettel. Erst seit der Jahrtausendwende gibt es das nussig-warme Gebäck zum Auseinanderzapfen auf die Hand. An manchen Ständen reichte die freundliche Mutti noch einen warmen Apfelsaft mit einer Prise Zimt gratis dazu. Lecker!
Staré Město: Die Prager Altstadt
Auf unserem ersten Weg vom Hotel zur Karlsbrücke liefen wir durch die Gassen der Altstadt. Es war vom ersten Moment an wunderschön. Uns faszinierte besonders der von Palästen im Renaissance-, Rokoko- und Gotikstil umgebende Altstädter Ring. Eine Statue erinnert an den in Konstanz schändlich verbrannten Reformator Jan Hus. Im Kinsky Palast an der Nordseite des Platzes residiert ein Teil der Nationalgalerie mit wechselnden Ausstellungen vor allem mit berührender impressionistischer Malerei. Zwischen Hotel und Altstädter Ring liegt im V Celnici 4 das Museum des Kommunismus, das auch in englischer Sprache von der bedrückenden Zeit der Diktatur in der Stadt erzählt. Alltagswelten, Kunst, Politik und Unterdrückungsapparat werden eindringlich mit Bild, Film und Schrift geschildert. Wir besuchten das Museum auf dem Rückweg von der Stadt an einem der Tage am Nachmittag für etwa zwei Stunden.
Museen in Prag: Vom Kafka-Kopf aus Metall zum Jugendstil von Mucha
Unbedingt sehen wollten wir die riesige Kafka-Kopf-Skulptur, die von David Černý direkt über der Metrostation Národní errichtet wurde. Die bewegliche Skulptur aus Metall, die sich ständig bewegt und verändert, ist gut zehn Meter hoch und seit ihrer Enthüllung im Jahr 2014 ein besonders beeindruckendes Zeugnis moderner Auseinandersetzung mit dem großen Schriftsteller. Unweit davon liegt das enge wie putzige Lego-Museum, das alte Jugendträume wieder wach werden ließ.
Da wir den Jugendstil lieben, gehörte auch ein Besuch im Museum mit den Werken des Künstlers Alfons Mucha (1860-1939), der in vielem an Klimt erinnert, zum Pflichtprogramm in Prag. Mucha war nicht nur ein begabter Maler, der die Plakate für die legendäre Schauspielerin Sarah Bernhardt entwarf, sondern machte sich auch mit Statuen und Fotografien einen Namen. Seine Arbeit findet man überall in der Stadt als Motiv wieder.
Was im Mucha- wie auch im Lego-Museum auffällt: Kleines Museum bedeutet nicht, dass hier auch die Preise klein sind. Besonders die Eintrittspreise der Prager Sehenswürdigkeiten sind im Vergleich zu anderen Metropolen manchmal recht happig, wenn man dann letztlich doch nur unter einer Stunde in den Räumlichkeiten verbringt. Überhaupt wird tatsächlich überall ein Eintrittsgeld verlangt, egal wie be- oder unbedeutend die Sehenswürdigkeit ist.
Je näher wir durch die Altstadt der Karlsbrücke kamen, desto mehr haben uns die berühmten goldenen Dächer der Stadt Prag ebenso begeistert wie die gemütliche Stimmung in den kleinen Gassen. Überall sind die Spuren der Handwerker und Kaufleute zu finden, die die Altstadt über die Jahrhunderte bevölkert haben. Prag hat gerade seit der Jahrtausendwende einen großen Sprung gemacht und so verändert sich vieles immer wieder. So wurde in den 1990er Jahren am Jiráskovo nám direkt an der Moldau auf der Altstadtseite das dekonstruktivistische Hochhaus „Tanzendes Haus“ errichtet.
Ein sehr schönes Fotomotiv!
Die Karlsbrücke zwischen Altstadt und Kleinseite
Auf der Karlsbrücke – dem Wahrzeichen Prags – mit den 30 Statuen ist immer viel los. Gitarrenspieler und Kunsthandwerker, Musikanten aller Art und Liebespaare besetzen die herrliche Szene über der breiten Moldau. Je nach Tageszeit und gerade an den Feiertagen muss man allerdings die Flut an Touristen sehr gewissenhaft ausblenden. Die Brücke verbindet die bürgerliche Altstadt mit der prächtigen Kleinseite, die vom Reichtum des Adels geprägt wurde. Hier im Stadtzentrum sind die Gebäude in einer einzigartigen Mischung der Stile verschiedener Jahrhunderte aufgereiht. Die riesige Karls-Universität belebt die Straßen mit jungen Leuten.
Unweit der Karlsbrücke auf der Kleinseite zeugt die Lovers Bridge mit Tausenden von Schlössern von den unzähligen romantischen Momenten, die, auch von uns, in Prag verbracht wurden. Für uns Kölner ein besonderer Moment, weil uns dieses hübsche kleine Intermezzo an die Liebesschlösser der Hohenzollernbrücke über dem Rhein erinnerte.
Die Kleinseite: Gedenken an John Lennon und Franz Kafka
Die früher strikt voneinander getrennten Viertel Altstadt und Kleinseite sind heute zu einem prächtigen Zentrum verschmolzen. Auf der Kleinseite wenig nördlich der Karlsbrücke zählt das Kafka-Museum zu den Highlights. Kafkas sonderbare Welt wird spürbar, seine Spuren wurden liebevoll und akribisch rekonstruiert.
Südlich der Karlsbrücke gefiel uns alte Beatles-Fans die John-Lennon-Mauer besonders, die auf einer großen Fläche mit bunter Street-Art der tschechischen Jugend bemalt ist. Lennon war, obwohl seine Musik verboten war, vor der „Samtenen Revolution“ 1989 das Idol der Jugendlichen in Prag und stand für ihren Wunsch nach Freiheit. Hier ist tagsüber ebenfalls viel los: Straßenmusiker spielen Lennons Lieder, Touristen aus aller Welt kommen liebevoll zusammen, posieren für Bilder und irgendwie ist die Stimmung auf ehrliche Art und Weise rührend.
Unweit der Mauer gibt es auch einen kleinen „John-Lennon-Pub“, den man insbesondere als Fotomotiv – einmal unter die „Yellow Submarine“ – nicht verpassen sollte.
Raus aus der Stadt: Natur, der Petrin und die Prager Burg
Auf den Petřín-Berg kann man gemütlich mit der Seilbahn fahren. Da wir aber eher Lust auf Natur und frische Luft hatten, sind wir ganz entspannt gewandert. Der an einem Hang gelegene Park mit seinen ruhigen Gärten ist auch im Winter sehr schön. Wir hatten Glück, es war zwar kalt am ersten Weihnachtstag, aber sonnig und daher konnten wir hier einige herrliche Stunden verbringen.
Oben auf dem Petrin angekommen, gibt es einen tollen Panoramablick über Prag. Außerdem gibt es eine Sternwarte und die wunderschöne Laurentius-Kirche. Wir gingen an jenem Nachmittag vom Petrin über den Höhenweg auch am prächtigen Kloster Strahov vorbei, immer weiter hoch über die Stadt, zur Burg. Durch die Gassen des Burgberges erreichten wir den Hradschin Platz und die größte, geschlossene Burganlage der Welt. Wir waren von dem Zusammenspiel aus Pracht, Macht und modernem Leben sehr beeindruckt.
Kulinarische Genüsse in Prag
Ihr müsst bei einem Besuch in Prag unbedingt die Prager Küche ausführlich genießen. Im Gegensatz zu den teilweise überteuerten Preisen der Sehenswürdigkeiten und Museen kann man kulinarisch auf hohem Niveau für wenig Geld essen, sofern man nicht in die diverse Touristenfallen rund um die Hot-Spots einkehrt. Abseits überlaufender Kaffeehäuser gibt es immer wieder kleine Cafés wie das Montmartre, in denen die alte Kaffeehauskultur beim Zeitunglesen lebt.
Tipp 1: V Zátiší
Das prächtige, eher gehobene V Zátiší kombiniert die tschechische Küche mit indischen und anderen internationalen Einflüssen. Das ist, nach rechtzeitiger Reservierung, ein feierlicher Ort für ein Weihnachtsdinner oder besondere Abende. Ihr könnt direkt über die Website des Restaurants V Zátiší reservieren.
Tipp 2: Bistro Kaprova
Das Bistro Kaprova bewirtet zwischen schick und hipp, serviert ausgezeichnete Weine und internationale Delikatessen. Neben dem Restaurant findet ihr im Bistro Kaprova auch einen kleinen Bücherladen. Auch das Bistro Kaprova kann über die Website reserviert werden.
Tipp 3: Restaurant Café Imperial
Das nostalgische Restaurant Café Imperial im Art Deco Imperial Hotel kredenzt leckere Weihnachtsspecials von der Gans mit Rotkohl bis hin zu tschechischer Hausmannskost. Bitte hungrig hingehen, denn die Portionen sind üppig. Übrigens auch zum Frühstück – riesiges Buffet oder à la carte – sehr empfehlenswert. Hier gehts zur Tischreservierung des Café Imperial.
Tipp 4: Mincovna
Im Mincovna lässt sich am Mittag ein landestypischer Gulasch mit Böhmischen Knödeln und Pilsner Urquell verspeisen. Oder wie wäre es mit einer Portion Halušky, einer Art Spätzle mit geschmortem Sauerkraut und Speck? Oder man landet wieder auf einem der Weihnachtsmärkte und nascht zum Mittag den traditionellen Prager Schinken, der am Stil geräuchert und ganz frisch abgeschnitten wird.
Prag: Shopping-Meile und Souvenirs
In Prag-Florenc fanden wir Einkaufsmöglichkeiten vom landestypischen Supermarkt bis hin zum Einkaufszentrum. Originelle Geschäfte mit Prager Kunsthandwerk sind auf dem Weg durch die Altstadt zum Moldauufer vorhanden. Wir kauften für unser Patenkind auf dem Havelmarkt ebenfalls landestypische Marionetten. Es gibt hier auch einige Geschäfte, die sich auf dieses Handwerk spezialisiert haben und alleine zum Anschauen der kunstvoll gefertigten Gliederpuppen einen Kurzbesuch lohnen. Ein weiteres Einkaufsparadies liegt rund um den prachtvollen Wenzelsplatz. Dieser Platz ist ein Boulevard unvergleichlicher urbaner Lebendigkeit mit dem Nationalmuseum am oberen Ende. Böhmisches Kunsthandwerk gibt es in den zahlreichen Manufaktura-Filialen überall in der Stadt.