Bevor ich mit dem Wandern anfing, gab es Wochen in meinem Büroalltag in denen ich mich nur drei bis sechs Kilometer in der Woche zu Fuß bewegte. Wenn man an vor moderne Kulturen denkt, die im Vergleich 20 bis 50 Kilometer pro Tag zurücklegten, war das viel zu wenig. Gleichzeitig stand ich vor dem Problem, was ihr sicherlich auch kennt, dass sich auch meine Welt immer schneller drehte. Mehr Termine, mehr Aktivitäten, ständige Prozessoptimierung, Selbstoptimierung, Arbeitsabläufe – es wurde alles immer flüchtiger. Ich fühlte mich diesem schnellen Leben manchmal nicht mehr gewachsen, war häufig genervt und das in Kombination mit Bewegungsmangel, machte mich krank. So konnte es für mich nicht weiter gehen. Ich war bereit mein Leben zu verändern und bereit für mehr Achtsamkeit in meinem Leben. Wandern und ganz besonders achtsam Wandern hat mein leben verändert. Dabei ging es nicht um einen radikalen Ausstieg, sondern einfach um mehr Balance.
Mit mehr Achtsamkeit zu mehr Balance
Das erste Puzzel-Teil einem gesünderen Leben näher zu kommen war das Thema Achtsamkeit. Ich beschäftigte mich mit dem Thema Meditation, Achtsamkeit und dem Atem mit dem Ziel bewusster zu leben und stärker im Jetzt und Hier anzukommen. Ich wollte das kleines Äffchen in meinem Kopf in den Griff bekommen, der immer an mir rumgemeckert hat, Druck ausgeübt hat, auf meine Probleme geschaut hat und mich daran gehindert hat mich weiterzuentwickeln. Diese Stimme die mich an mir zweifeln lies und mich immer in die Vergangenheit und Zukunft geschickt hat. Mein erstes Ziel war es dieses Äffchen in meinem Kopf zu beruhigen. Ich wollte präsenter bei einer Sache bleiben, stärker im Fluss des Lebens bleiben und den Geist Fokussieren. Ich lernte unheimlich viel über meinen Atem und liebevoll mit mir umzugehen. Hierzu nutzte ich Bücher, Hörbücher und Podcasts zum Thema Achtsamkeit und Meditation.
Achtsam Wandern – In Bewegung kommen
Das zweite Puzzel-Teil war die Bewegung. Ich wollte meinen Körper stärker spüren und wahrnehmen. Meine erste Wanderung seit meiner Kindheit machte ich ganz alleine auf den Eifelsteig. Ich war richtig gut ausgerüstet mit Handy, Powerbank, Musik, Kopfhörer, da ich irgendwie große Angst hatte, dass mir langweilig werden könnte. Ich betrat einen menschenleeren Wald mit lauter Musik auf den Ohren. Völlig bekloppt! Nach einer Weile riss ich mir alles an Technik vom Körper und fing langsam an meine Wahrnehmung zu schärfen. Den Wald zu riechen, die nassen Laubblätter auf dem Boden zu spüren und merkte plötzlich wie mein Kopf kribbelte und sich viel Stress einfach aufzulösen schien. Ich konzentrierte mich auf meine Schritte, die Natur und hielt manchmal inne um bewusst durchzuatmen. Die Freude über eine schöne Aussicht oder ein Reh, dass plötzlich im Wald auftaucht, ist bis heute noch riesig. Der Wald und die Natur gaben mir das Gefühl wieder durchatmen zu können. Achtsam Wandern in der Natur ist für mich bis heute deutlich effektiver als zu Hause auf der Yoga-Matte.
Achtsam Wandern – 7 Tipps
Ich habe mein Leben verändert und bin mittlerweile in einer ganz anderen Energie als noch vor ein paar Jahren. Mein Fokus liegt auf einem bewussteren Leben und ich mache das was ich tue von ganzem Herzen. Ich habe achtsames Wandern in meinen Alltag integriert. Ich nehme somit ganz bewusst Tempo aus meinem Alltag und sorge für mehr Achtsamkeit. Aus schnell schnell und vielen Bildern werden wieder angenehme Eindrücke. Hier meine persönlichen Tipps:
Tipp 1: Sucht Euch eine passende Wanderstrecke
Sucht Euch zunächst eine Wanderstrecke, die Euren eigenen Grenzen entspricht. Achtet darauf, dass Euer Erlebnisdurst ausreichend gestillt wird. Lauf ein angenehmes Tempo zwischen vier und sechs Stundenkilometern. Wander-Anfängern empfehle ich mit 10 Kilometern mit wenig Höhenmetern zu starten. Weitere Wander-Tipps für Anfänger habe ich in meinem gleichnamigen Blogartikel zusammengefasst. Ihr erfahrt darin etwas zum Thema Strecken-Länge, Kleidung, Schuhe und Rucksack. Beim Wandern könnt ihr ganz flexibel Eure Grenzen verschieben.
Tipp 2: Alleine oder in der Gruppe wandern?
Das ist eine ganz individuelle Geschichte und auch abhängig von Eurer persönlichen Gemütslage. Eine Wanderung zu zweit, kann die Freundschaft oder Beziehung beflügeln und die Kommunikation intensivieren. Auch eine Gruppe hat seinen Reiz und man hat die Chance neue Freundschaften und gute Gespräche mit neuen, fremden Menschen zu führen. Aus größeren Gruppen kann man sich auch mal lösen, um für sich zu sein und den Fokus auf die persönliche Achtsamkeit zu legen. Für mich persönlich allerdings ist die Erfahrung alleine zu Wandern besonders wichtig. Beim alleine Wandern, schaffe ich es besonders achtsam zu sein und zu meiner Mitte zu finden.
Tipp 3: Achtsam wandern – Konzentriert Euch auf Eure Sinne
Nehmt die Natur nicht nur als Sportarena war. Fühlt den weichen mit Laub bedeckten Herbstboden, den harten steinigen Untergrund auf einem Bergweg oder den nassen Waldboden. Nehmt ganz bewusst die Unterschiede war. Hört dem rauschen der Blätter, dem knirschen im Unterholz oder dem plätschernden Bach zu. Achtet auf die unterschiedlichen Gerüche im Wald oder erfreut Euch an den kräftigen Grüntönen der Natur. Nutzt Eure Sinne in der Natur und übt Euch mal ganz bewusst in Achtsamkeit und ihr werdet merken, wie ihr immer mehr zur Ruhe kommt und Kraft tankt.
Tipp 4: Seit offen für Eure Tagträume
Bei meinen Wanderungen, komme ich häufig auf die besten Ideen. Ich versinke häufig in Tagträumen und bin viel zugänglicher für meine Wünsche und Träume. In einfachem Gelände kann ich meinen Gedanken einfach mal freien Lauf lassen. Monotone Teilstrecken, die keine besondere Achtsamkeit verlangen, sind perfekt geeignet für Eure Tagträume.
Tipp 5: Lasst Euch auf die Herausforderungen beim Wandern ein
Beim Wandern besteht die Möglichkeit seinen eigenen Weg zu gehen, um völlige Freiheit zu spüren. Besonders als Städter befreit man sich so aus Reglementierungen, Schildern und Leitplanken. Anstrengungen und Ungewissheit gehört zum Wandern dazu. Besonders anstrengend für mich war beispielsweise der Abstieg von der Memminger Hütte nach Zams auf meiner Alpenüberquerung oder der 50 km Marsch auf dem Kölnpfad bei 35 Grad Celsius. Teilweise fordern solche Touren die letzten Kraftreserven und die eigenen Grenzen werden durch solche Erfahrungen weiter gesteckt. Mich haben diese Wanderungen bisher besonders gestärkt und ich bin mit deutlich mehr Energie und einem anderen Bewusstsein in den Alltag gestartet.
Tipp 6: Achtsam Wandern bei Schnee & Kälte
Nicht nur die Wander-Jahreszeiten Frühling und Herbst haben ihren Reiz. Es ist ein großartiges Gefühl im Winter die klare, kalte Winterluft zu spüren. Das Gefühl durch den Schnee zu stapfen und die knirschende Wanderschuhe im Schnee zu hören ist einmalig. Der Der Winter bietet eine besondere Stille – nichts raschelt, keine Blätter an den Bäumen und es sind sehr wenige Menschen unterwegs. Eine Winterwanderung wird euch ganz besondere Momente beim Wandern erleben lassen.
Tipp 7: Lasst die Pulsuhr mal zu Hause für mehr Achtsamkeit
Wir lieben es uns zu Messen und den Wettbewerb beim Sport. Sportuhr, Pulsuhr und Handy sind immer dabei, um das nächste Ziel zu erreichen. Manchmal sollte für Euch einfach mal der Weg als Ziel zählen. Eurer Wanderung durch die Natur sollte somit keinen höheren Zweck erfüllen. So habt ihr die Chance noch stärker mit Euch selbst in Kontakt zu kommen und Eure tief sitzenden Gedanken zu befreien.
Fazit und wandere achtsam
Mit diesem Artikel wollte ich Dir meinen Weg zum persönlichen Glück aufzeigen. Aber grundsätzlich, solltest Du selbst schauen wie Du Dein Wanderglück und mehr Ruhe und Achtsamkeit in Deinem Alltag findest. Schaue dabei ganz genau auf Dich und auf Deine eigenen Grenzen und Belastbarkeiten. Zum Wandern benötigt man außer seinen Füßen nicht viel. Achtsam Wandern hilft dabei das Leben zu fühlen, Freiheit zu spüren und man lernt mit sehr wenig auszukommen.